Das Heiligen-Geist-Hospital zu Lübeck

RESTAURATION DER WANDMALEREIEN AN DER NORDWAND DER KIRCHENHALLE

Die folgenden fachspezifischen Ausführungen stammen von Jochen Seebach, dem Restaurator der Wandmalereien des Heiligen-Geist-Hospitals.

BESCHREIBUNG

Die monumentalen Bilder, im westlichen Schildbogenfeld der "Salomonische Thron" und im östlichen die "Majestas Domini", werden in den Zeitraum von 1315 - 1325 datiert.

Sie befinden sich auf jeweils einer der beiden Schildmauern der Nordwand der Kirchenhalle und haben die Ausmaße von ca. 6,60 m Breite und 5,85 m Höhe. Sie beginnen in einer Höhe von 2,80 m ("Salomonischer Thron") bzw. 2,90 m ("Majestas Domini") ab Fußboden.

Beide Malereien sind Hauptwerke der westlich geprägten Wandmalerei dieser Zeit in Lübeck, die sich durch ihre Technik und die fein modellierende Gestaltung gegenüber den sonst erhaltenen Malereien auszeichnen.

AUFBAU

Bei diesen Wandmalereien handelt es sich nicht, wie vielfach behauptet wird, um eine Frescomalerei, sondern um eine Temperaausmalung.
Der Aufbau zeichnet sich wie folgt ab:

  1. Backstein
  2. darauf: dünne Putzschlämme mit Rotfassung (Ziegelausmalung)
  3. darauf: 1-5 mm dicke Putzschlämme (Intonaco)
  4. darauf: ockerfarbene Grundierung mit Vorzeichnung
  5. darauf: Figuren in Tempera-Technik und leimgebundener, azuritfarbener (blauer) Hintergrund

GESCHICHTE DER WANDMALEREIEN

1866 wurden die Wandmalereien, die unter Tünchschichten verborgen waren, entdeckt, durch den Kirchenmaler Stolle freigelegt und mit Ölfarben übermalt. 1939/40 wurden die Wandmalereien restauriert. Bei dieser Maßnahme wurden die Übermalungen mit Ölfarben weitgehend entfernt.

1979-1984 wurde das Innere der Kirche erneut renoviert und restauriert, wobei 1980 eine Sicherung der losen Putz- und Malereischollen erfolgte. Es zeigte sich, dass der Zerfall der Wandmalerei langsam aber stetig fortschritt.

Aus diesem Grunde setzten sich interessierte Einrichtungen dafür ein, dass diese wertvolle Ausmalung der Nordwand mit in das 1989 angelaufene Forschungsprogramm "Erhaltung historischer Wandmalereien" des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT) aufgenommen wurde.

KONZEPT ZUR KONSERVIERUNG UND RESTAURATION

Dank der großzügigen zweckgebundenen Spende des Deutschen Verbands Frau und Kultur e.V, Gruppe Lübeck anlässlich der Eröffnung des Weihnachtsmarktes 1993 über DM 250 000 konnte nach Abschluss der Forschung und begleitender baulicher Maßnahmen mit der Konservierung und Restaurierung 1997 begonnen werden, die 1999 ihren Abschluss fanden.
Ziel der Konservierung und Restaurierung war es, den Schadensfortschritt zu bremsen bzw. zu stoppen, nicht jedoch den ursprünglichen Zustand wieder-herzustellen. Auf Grund der vielen vorhandenen und störenden Fehlstellen waren Retuschen in einem gewissen Umfang erforderlich. Nach der Auswertung der Ergebnisse des BMFT-Projektes und der früher durchgeführten Maßnahmen wurde von den beteiligten Restauratoren in Zusammenarbeit mit den an der Forschung beteiligten Naturwissenschaftlern ein entsprechendes Konzept aufgestellt und mit dem Eigentümer, Auftraggeber und dem Denkmalamt abgestimmt. Das Konzept sah in erster Linie rein konservierende Maßnahmen vor, d.h. Festigung der mürben Partien, Entfernung schädlicher Einputzungen und Retuschen in Trattegio mit Aquarellfarben.